Pfarrer Jakob Ernst Koch (1897 – 1966) - unermüdlich | mutig | prophetisch
Bruchstücke eines Lebens…


Am 12. April 1897 wird Jakob Ernst Koch geboren und wächst in Scharten auf.

Seine Jugendzeit verläuft noch in der österreichisch-ungarischen Monarchie. Er legt seine Matura 1915 ab.

Den 1. Weltkrieg macht J.E. Koch bei den Kaiserschützen, einer Elitetruppe. Von 14. Juli 1915 bis 30. November 1918 leistet er freiwilligen Militärdienst. Er wird ein hoch dekorierter Leutnant und behält die Liebe zum Wandern, zu den Bergen.

Als letzter folgt er der J.-E. Koch-Dynastie der Familientradition und studiert evangelische Theologie in Wien, Tübingen, Göttingen, Rostock. Seit 1781 waren seine Vorfahren mit denselben Vornamen evangelische Pfarrer in Wallern, Oberösterreich. Er wird der erste sein, der kein Pfarramt in Wallern übernimmt.

Ab 1922 wirkte er als Vikar in Wallern, ab 1926 Pfarrer in Hallstatt, ab 1928 Pfarrer in der Ramsau a/D.

Seiner Ehe mit Gertrud werden fünf Töchter geschenkt. Eines der Mädchen stirbt schon im frühen Kindesalter, ein harter Schlag für die gesamte Familie.

Das 1931 eingeweihte Gipfelkreuz am Scheichenspitz wird Sinnbild seines Leben. Aus seiner Bergpredigt dazu: „Torheit dünkt es manchem zu sein, sich für ein einfaches Kreuz so zu mühen, ja sein Leben zu wagen. Wer mitgetragen...hat, der weiß, es war eine schier übermenschliche Arbeit. Es war uns eine Ehre, die Last zu tragen. Jeder von uns ist ein Kreuzträger. Bekenner wie einst braucht unsere Kirche, gerade in dieser Zeit des Abfalls...Dazu gehört Mut und Liebe.“


Durch sein Engagement im Ständestaat wird er zum Außenseiter seiner Kirche. Viele Evangelische begrüßen 1938 den ‚Anschluss’ an Hitlerdeutschland. Wenige leisten Widerstand gegen das Dritte Reich. Zu ihnen gehört J.E. Koch. Er sieht prophetisch weit, erkennt im Nationalsozialismus die antichristliche Einstellung. Er wagt es, gegen den Strom zu schwimmen, nimmt Feindschaft in Kauf. In den Jahren des Nationalsozialismus stellt er sich leidenschaftlich gegen diese menschenverachtende Bewegung. Landeshauptmann Stepan holt Koch als Vertreter der Evangelischen Kirche in den steirischen Landtag. Dies geschieht ohne Konsultation mit der Kirchenleitung. Koch wird auch dadurch noch mehr zum Außenseiter seiner Glaubensgemeinschaft.

Er dient unermüdlich allen, die Hilfe benötigen. Pfr. Jakob Ernst Koch wird denunziert. Das führt zum Landesverweis durch den ersten nationalsozialistischen Gauleiter der Steiermark: Gauverbot. Die Gestapo ist hinter ihm her. Ramsauer Bauern verstecken ihn auf einer Salzburger Alm. Was das für ihn, seine Frau und Töchter bedeutet, kann niemand erahnen. Er findet Zuflucht als Pfarrer in Württemberg. Auch dort...versteckt er im Pfarrhaus eine Jüdin. Auch dort...bei Kriegsende geht er vermittelnd den Franzosen entgegen, setzt sich als Schutzschild auf einen französischen Panzer. Das Angebot, Bürgermeister zu werden, lehnt er entschieden ab. Seine Berufung sieht er als Seelsorger und Hirte.


Nach dem Krieg findet er seine Wirkungsstätte in Peggau. Dank seinem Motorrad schafft er es in dieser großen Diasporagemeinde bis zu 30 Religionsstunden pro Woche zu halten. Er initiiert den Bau von drei Kirchen, darunter der Michaelskirche. Sein Wirken in der NS Zeit wird weitgehend vergessen. Zivilcourage birgt auch immer die Last in sich, nicht verstanden zu werden.


1965 erfüllt sich der innigste Wunsch seines Lebens. Er bereist Israel. Er pflanzt – schon schwerkrank – in Israel einen Baum. Das jüdische Volk ist von Gott erwählt. Für dieses setzt er sich ein. Er nimmt das Wort Gottes zeitlebens ernst. Zu Frühlingsbeginn, am 21. März 1966 stirbt Pfarrer Jakob Ernst Koch nach längerer Krankheit in Wallern.

©Monika Faes, 2021